Aufgrund der Verspätung des Autors hat es dieser Text leider nicht mehr in den Gräflichen Herold 2014 geschafft. Für alle, die es interessiert, gibt es ihn hier aber doch: den Bericht über den Hajk unserer Rover Mikesch und Fabian, die sich im August auf den Weg machten, Korsika zu erkunden.

La Grande Randonnée 20

Korsika – das ist nicht nur der zum Himmel stinkende Käse, den man aus dem entsprechenden Asterix-Heftchen kennt. Obwohl es ihn tatsächlich gibt. Fabian wagte sich gar (wenn auch unwissend) an ein Exemplar, welches mit Maden verfeinert war.
Korsika ist unter Wanderfreunden auch sehr bekannt für seinen von Norden nach Süden über die ganze Insel verlaufenden Fernwanderweg Grande Randonnée 20, kurz: GR 20. Dieser gliedert sich in ca. 16 Etappen.

Ende August diesen Jahres zogen Fabian und ich los, um die Natur der französischen Mittelmeerinsel auf den südlichen sieben Etappen zu erforschen. Unsere Reise begann frühmorgens am Frankfurter Flughafen, von wo aus wir zunächst nach Paris flogen. Dort erledigten wir in unserer sieben Stunden dauernden Pause eine gestraffte Sightseeing-Tour inklusive Notre-Dame, Louvre (von außen), Eiffelturm etc. Vom zweiten Pariser Flughafen auf der anderen Seite der Stadt ging es dann weiter nach Ajaccio im Süden Korsikas. Bei schönstem Abendsonnenschein suchten und fanden wir den Weg zum ersten Campingplatz etwas außerhalb der Stadt.
Am nächsten Morgen wurde es stressig, als wir in aller Eile unsere Sachen packen, das Nötigste einkaufen und den Bahnhof finden mussten, um nach Vizzavona im Zentrum der Insel zu fahren. Dort auf einer Höhe von knapp 1.000m über NN angekommen staunten wir nicht schlecht über die Berggipfel, die sich rund um den kleinen Ort auftürmten. Hier kauften wir in einem kleinen Laden alles an Lebensmitteln ein, was uns noch gefehlt hatte, und machten uns auf den Weg.

Die folgenden sechs Tage versuche ich nun, ein wenig zusammenzufassen: Morgens um 7 Uhr klingelt der Wecker. Wir kriechen aus unseren Schlafsäcken, frühstücken gemütlich – was wohl? – Weißbrot und bauen unser Zelt ab, welches eigentlich nicht für windige Bergkämme geeignet ist, uns aber dennoch immer gute Dienste leistet. Gegen 9 Uhr verlassen wir mit unseren 20kg schweren Rucksäcken als eine der letzten Gruppen den Zeltplatz neben der Hütte und folgen der rot-weißen Markierung, die uns größtenteils zuverlässig durch die Gegend führt. Diese ist sehr abwechslungsreich: Mal laufen wir leicht abwärts über wogende Wiesen, mal klettern wir bei starkem Wind über rauhe Steine gefährlich nah am Abhang entlang und mal machen wir Halt an einer kleinen Quelle in einem malerischen Bergwäldchen.

Auf unseren Touren überholen wir immer wieder bekannte Gesichter, die ihre Zelte Nacht für Nacht neben uns aufschlagen, nur um uns dann in einer unserer teils ausgedehnten Pausen wieder von ihnen überholen zu lassen. Am späten Nachmittag kommen wir dann an der nächsten Hütte an, suchen uns den besten noch freien Zeltplatz und beginnen mit dem Aufbau. Danach decken wir uns mit Lebensmitteln ein, die es an allen Hütten zu kaufen gibt, und duschen mit eiskaltem Quellwasser. Später machen wir Nudeln mit Tomatensoße (ja, das gibt es an allem sieben Tagen, da die Auswahl veganer Hauptgerichte im Gebirge nicht sonderlich groß ist) und setzen uns bei einem Gläschen Wein, welches wir uns verdient haben, an einen Tisch, um die Erinnerungen des Tages

niederzuschreiben oder eine Runde zu Kniffeln. Um 21 Uhr legen wir uns hin, denn die Strecken sind zwar meist nicht besonders weit (ca. 15km), aber voller anstrengender Auf- und Abstiege. Einige besondere Erlebnisse hier im kurzen Überblick: Gipfelklettern abseits des Weges auf knapp 2.100m zum luftigen Fotoshooting; ein paradiesischer Bach auf einer Hochebende, zu dem wir später zwecks Baden in sogenannten Gumpen sogar zurückkehren; halbwilde Schweine, die uns auf steilen Anstiegen durch schattige Wälder vom Wegesrand zugrunzen; schmerzende Achilles-Sehnen bereits nach den ersten Tagen; Erdbeerbäume in der mittelmeertypischen Macchia-Landschaft; ein Obst- und Gemüse-Picknick, nachdem wir an dem einzigen größeren Ort auf der Strecke einkaufen konnten; Kletterpassagen mit Eisenketten, da diese sonst zu gefährlich wären; Siesta, bei der der Hüttenwirt vor seiner offenen Hütte schläft und wir uns die Erfrischung selbst holen müssen.

Als wir am siebten Tag das Ende des Wanderweges erreichen, sind wir total erschöpft und froh über das Belohnungs-Wassereis, während wir auf Fabians Vater warten, der uns mit dem Auto abholen wird. Anschließend verbringe ich noch 3 Nächte mit Fabian und seiner Familie am Strand und wir entspannen so richtig, bevor dieser Urlaub für mich zu Ende geht.

Korsika und vor allem der GR 20 waren ein spannendes Erlebnis und die Eindrücke so vielfältig, dass ich mir gut vorstellen kann, eines Tages wieder zu kommen, um noch die Nordetappen oder sogar den ganzen Weg zu laufen.

Euer Mikesch