Bericht Bundeslager 2022

Ein Lager, 4500 Pfadfinder aus 10 Nationen, … Stadtteile und eine Stadt: Neustadt.
Als sich vor über einem Jahr herausstellte, dass ein neues Programmteam die Vision des entfallenen Bundeslagers 2020 mit neuem Schwung und neuen Ideen aufgreifen und zum Leben erwecken möchte, war ich zunächst ernüchtert.
Pfadfinder, die Naturfreunde schlechthin, bauen ausgerechnet eine Stadt? Stadt bedeutet doch Verkehr und Abgase, Beton und Mauern, Menschen, die sich fremd sind und nicht befreundet. Was hat das denn mit Pfadfinden zu tun?
Gar nichts, das stimmt.
Aber das ist auch nicht das, was eine Stadt in ihrem Kern ausmacht, wie mir dieses tolle Lager gezeigt hat.
Bei den Pfadfindern bedeutet „Wir bauen unsere eigene Stadt“ Vielfalt, Kreativität, gemeinsame Stärke, atemberaubende Bauten und leckeres Essen.
Als wir nach einer sehr lustigen Busfahrt am 30. Juli am Bundeszeltplatz in Großzerlang ankamen, blieb mir gleich am Anfang schon die Luft weg.
Einerseits, weil wir unser gesamtes Gepäck ca. 2 km über den Zeltplatz zu unserem Lager schleppen mussten, andererseits allerdings wegen der spürbar kribbelnden Atmosphäre. Vorfreude und Spannung erfüllten den ganzen Platz und hier und da konnte man schon die Ergebnisse dessen sehen, was auf dem Vorlager geleistet wurde.
In freudiger Zusammenarbeit mit den Hettenhäusern errichteten wir unsere Zelte und marschierten dann gemeinsam zum Teillager-Programmbeginn.
Die Kirchenjurthe (samt Glocke, Buntfenster und Türportal), die unsere Nachbarn bereits aufgebaut hatten, gab uns unterwegs schon einen Hinweis in welchen Stadtteil es uns verschlagen hatte: in die Altstadt.
Unsere 423 Jahre alte Königin eröffnete uns, dass wir ihr helfen sollten, das 400jährige Jubiläum der Altstadt vorzubereiten, was daraufhin in Form verschiedener AGs über die folgenden 9 Tage verteilt getan wurde.
Derweil gab es immer wieder Möglichkeiten, im Botschafterviertel diplomatische Beziehungen aufzubauen, bei der Wahrsagerin auf dem Rummelplatz einen Blick in die Zukunft zu werfen, sich in der Vorstadt/Elydie-Park eine Waffel zu genehmigen, im Stadion von Neustadion mit den Fans zu jubeln, im Stadtteil Immergrün die Photosynthese zu erforschen, in Waitara den eigenen Horizont zu erweitern, im Stadtteil Seeblick… naja… den See zu erblicken oder bei einem Putschversuch in der Trabantenstadt mitzuwirken.
Kurz gesagt: es gab wahnsinnig viel zu entdecken und genauso bunt wie die Stadtteile waren, waren auch die Menschen, die sie zum Leben erweckt haben.

Mich persönlich zog es außerdem zu einem vor Energie sprühenden International Evening mit allen auf dem Lager vertretenen Nationen, sowie zu dem lange mal wieder überfälligen Fußballspiel Hessen vs. RPS, bei dem sogar mit Pyrotechnik aufgetrumpft wurde. (Wir haben natürlich 25:0 gewonnen.. was denn sonst?).

Gegen Mitte des Lagers mussten wir zwar nicht evakuiert werden wie bei meinem letzten BuLa, allerdings suchten uns ein paar erstaunliche Naturphänomene heim: So stiegen beispielsweise die Temperaturen für ca. 2 Tage so stark an, dass es niemandem mehr möglich war, etwas anderes zu tun, als an der Badestelle im Schatten zu liegen (bis auf die OASEN-Mitarbeiter, die mussten leider trotzdem ohne Pause weiterarbeiten). Der dadurch inspirierte und im gleichen Zeitraum entstandene Song „Badestelle“ vom Singekreis Mittagshitze ist übrigens ein Hit. Außerdem wehten mehrmals(!) Windhosen, die über der Wiesenfläche entstanden waren, ganze Jurthen des Stadtteils Immergrün weit hoch in die Lüfte (zwei Isomatten sind sogar über den See davon geflogen und waren nie mehr gesehen).

So ein spannendes, volles und vielfältiges Lager hatte ich jedenfalls seit langem nicht. Ich bin überglücklich, dass ich dabei sein durfte und bedanke mich voll Hochachtung bei den Leuten, die das alles auf die Beine gestellt haben!

Liebe Grüße und gut Pfad
Irene