San Donnerskopf- 2011. Die bürgerliche Enge in Fulda erdrückte uns. Deswegen machten wir uns im September auf die Reise und folgten der Hippiebewegung, so wie Scott McKenzie es in seinem berühmten Lied „San Francisco“ beschreibt („People in motion“). Unser Ziel war die Landkommune von Butzbach- Bodenrod.

Mit unserem quietschebunten Polo und der passenden Musik erreichten wir am frühen Freitagabend die Kommune. Doch nach Hippiebewegung sah es hier nicht aus. Es sah eher nach der bürgerlichen Wohlstandsgesellschaft aus.
Spießer – wohin das Auge blickte.
Von Liebe, Frieden und Glück war hier nichts zu sehen. Statt dessen prahlte die Wohlstandsgesellschaft mit ihren Rolexuhren und anderen materiellen Werten.

Dennoch beschlossen wir, eine Nacht in der angeblichen Landkommune zu übernachten. Sicher waren wir uns nicht, aber vielleicht hatten wir es im Gefühl, dass die Bewegung in den kommenden Tagen auch nach Butzbach- Bodenrod kommen sollte..

Schneller als gedacht, erreicht die Bewegung auch dieses Gebiet und vergraulte die Spießer.

In den späten Samstagmorgenstunden spürten wir die Veränderung. Wundervolle musische Klänge weckten uns auf und vermittelten uns, dass wir je nach Laune nun aufstehen und Bäume umarmen konnten.
So schlenderten manche Hippies noch ins Bad und andere gleich in die Natur.
Waschen war ab jetzt völlig überbewertet.
Wir wünschten der Natur und vor allem den Bäumen einen wundervollen Morgen und ließen uns Zeit, den ausgesuchten Baum besser kennen zu lernen.
Wer wollte, konnte im Gemeinschaftsraum auf den bequemen Matratzen frühstücken. Insgesamt war das Essen in der Kommune ein absoluter Schmaus. Es gab alles was ein Hippieherz begehrte.

Um die Gemeinschaft der Kommune zu stärken und einen gemütlichen Tag zusammen zu verbringen, trafen sich viele Kleingruppen, um etwas gemeinsam zu machen. So unterhielten sie sich über Drogen und alternative Wohnkulturen. Nebenbei nähten sie sich neue Kleidungsstücke, batikten, schrieben Protestsongs, fotografierten die Natur und sich selbst oder gestalteten die Kommune mit frischen Farben.

Zwischendrin gab es im Gemeinschaftsraum Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Ansonsten sah man vereinzelte Hippies Bäume umarmen, Gitarre spielen oder die letzten Sonnenstrahlen einfangen.

Am Abend gab es dann den ersten Zwischenfall in unserer Kommune. Aber was wäre eine Kommune ohne Zwischenfall?
Wir sind uns sicher, dass wir das Beste daraus gemacht haben. In verschiedenen Räumen wurden die Kerzen und Raucherstäbchen angezündet und die Gitarren gezückt.

Nach einer Stunde war der Stromausfall behoben und der Abend in der Kellerbar konnte beginnen. Auf der Tanzfläche wurde fleißig zu den Beatles getanzt und die Räucherstäbchen haben auch nicht gefehlt. Leider landeten diese bei dem ein oder anderen Hippie im Gesicht. Da stellte sich dann die Frage: Spießer oder Hippie?

Für viele endete dieser Abend erst in den frühen Morgenstunden. Doch was wäre eine Kommune ohne schlaflose Nächte?

Nachdem auch die letzten Hippies der Kommune am letzten Tag mehr oder weniger ausgeschlafen haben, beschlossen wir weiter zu ziehen. Schließlich kann man nicht sein Leben lang in ein und derselben Kommune leben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem Packen unseres quietschebunten Reisemobils machten wir uns wieder in Richtung Heimat. Wir hatten uns das Ziel gesetzt, die Hippiebewegung auch nach Fulda zu bringen.

Wenn wir uns jetzt umschauen, sind wir sehr stolz, dass wir es mehr oder weniger geschafft haben. Die meisten Spießer haben wir aus Fulda vertrieben und leben weiter in den Tag hinein. Dennoch vermissen wir die Landkommune Butzbach- Bodenrod. Es war eine sehr schöne Zeit.

Peace & Love
Niklas und Lena